Autos im Stau, häufige Verspätungen im öffentlichen Personennahverkehr, Ineffizienz beim Frachttransport – all dies sind Mangelbereiche unserer gegenwärtigen Mobilität. Das Verkehrssystem ist überlastet und nicht fit für die Herausforderungen der Zukunft. Dabei müsste mehr möglich sein: Schnelles Reisen und effiziente Logistik, die zugleich Umwelt und Ressourcen schonen, müssen klares Ziel sein. Mobilität muss immer stärker ganzheitlich gedacht werden, um den Herausforderungen der zunehmend vernetzten und globalisierten Welt gerecht werden zu können. Daher gilt es, die möglichen Synergie- und Transferpotenziale des Luftfahrt-, Schienen- und des Automobilbereichs zu identifizieren und gezielt zu nutzen.

Mobilität ist dabei etwas sehr persönliches – sie ist zu einem Luxusgut in unserer Gesellschaft geworden. Jeder von uns bewegt sich jeden Tag – zu Fuss, mit Fahrrad, Bahn oder Auto, über unterschiedlichste Distanzen, in verschiedenen Geschwindigkeiten. Mobilitätspolitik geht an dieser Stelle leider oftmals ideologisch vor: Fahrradfahrer werden gegen Autofahrer in Stellung gebracht, Autofahrer gegen die Benutzer des ÖPNV, der Güterverkehr der Straße, gegen den der Schiene. Die Beispiele dieser Art lassen sich beliebig fortführen.

Um eine zukunftsfähige Mobilitätspolitik zu gestalten, gilt es allem voran sich von dieser Ideologie orientierten Politik zu lösen, um sich stattdessen einer lösungsorientierten, pragmatischen Politik zuzuwenden – auf Bundes-, Landes und kommunaler Ebene!

Ich würde auch zu gerne sehen, dass man endlich fördert, was bereits seit 1997 serienreif in den Schubladen unserer Automobilindustrie liegt, anstatt in blinden Aktionismus zu verfallen, indem man dem Trend der e-Mobilität hinterherrennt: Fahrzeuge mit Brennstoffzellen, die obendrein nachhaltiger, und günstiger sind – in der Produktion, wie auch in ihrem Unterhalt, und ihrer Umweltverträglichkeit. Es ist für mich unbegreiflich, dass die deutsche Automobilindustrie diese Patente seit so vielen Jahren zurückhält und der Mineralölindustrie weiter den Steigbügelhalter spielt. Lieber setzen die agierenden Unternehmen und Manager offenbar auf eine – allerhöchsten als Übergangstechnologie zu bezeichnende – Umstellung in Richtung der e-Mobilität. Eine Schande für ein Land, das einst ein führender Innovationstreiber war.

Auch anderortes sieht es nicht besser aus. Seit Jahren besteht in vielen Gemeinden Uneinigkeit über die Ausgestaltung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Argumente von Nachfrage und Kosten werden ins Feld geführt. Dabei sollte jede Gemeinde den Wunsch verspüren, Vorreiter für neue Formen des ÖPNV-Angebotes zu werden, will man diesen wirklich stärken und nicht weiterhin schwächen. Carsharing-Angebote und digitale Mobilitätslösungen (Ridepooling), Ruf-Bus und Bus mit Haustürservice sind nur einige wenige Ideen, die man hierzu näher beleuchten könnte. Daneben sind ergänzende ÖPNV-Angebote für eine bessere, direkte Verbindung zu Nachbargemeinden gleichermaßen zu entwickeln. Doch damit nicht genug! Warum haben wir den Rückbau der Gleistrassen für ÖPNV und Güterverkehr blind, und ohne Gefühlsregung zugelassen.

Gerüchtehalber hat die Niederlassung Nord der DB AG, GB Netz, ihren Mitarbeitern gar eine Prämie versprochen für den Fall, dass diese der Unternehmensleitung Gleisanlagen melden, die nicht regelmäßig genutzt würden, um so Gleise bzw. Weichen zu identifizieren, die entbehrlich und noch nicht im vorgesehenen Rationalisierungspool enthalten seien. Im Zusammenhang mit der Erfüllung der, von der Zentrale vorgegebenen, „Ausbuchungsquote“ sollen selbst von Verkehrsunternehmen bestellte Anlagenteile als rückbauwürdig eingestuft worden sein. Heute stehen wir vor der Herausforderung die Trassen erneut ausbauen zu müssen.

Quelle: www.juramagazin.de

Durch diesen imensen Baustau, kommen wir obendrein kaum noch umhin, Autobahntrassen ebenfalls zu erweitern. Nur um dem wachsenden Druck des steigenden Verkehrs zumindest zeitweilig Rechnung zu tragen und eine Entlastung zu realisieren – bis auch die Letzten unter uns verstanden haben, dass man an allen Fronten handeln muss. Dies bedeutet, dass man ein Konzept erarbeiten und verfolgen muss, dass alle Transportmittel gleichermaßen einschließt und so eine ganzheitliche Lösungsstrategie aufzeigt. Diese muss hernach selbstverständlich auch mit allen ihr eigenen positiven, wie negativen Konsequenzen – seien die kurz-, mittel-, oder langfristig – verfolgt werden.