Warum wir mehr Hunger nach Wissen brauchen, möchte ich heute näher beleuchten. Wenn ein Martinshorn durch die Straßen hallt, dauert es oft nur Minuten, bis in den sozialen Medien die ersten Fragen aufpoppen: „Was ist passiert?“ oder „Wo genau brennt es?“. Diese Art der Sensationsgier ist ein vertrautes Phänomen – getrieben von Neugier, aber oft ohne echtes Interesse an Hintergründen oder Zusammenhängen.

Ich möchte einen anderen Weg aufzeigen: die Informationsgier. Sie ist nicht weniger neugierig, aber zielgerichteter, tiefer und gesünder – für jeden Einzelnen und für unsere Gesellschaft.


Informationsgier – Hunger nach Wissen

Informationsgier bedeutet, einen echten Drang nach Wissen zu verspüren:

  • Fakten statt Vermutungen – Informationen werden geprüft und eingeordnet.
  • Zusammenhänge statt Schlagzeilen – Hintergründe und Ursachen zählen mehr als schnelle Antworten.
  • Lernen statt Ablenkung – Informationen erweitern das Verständnis und tragen zur Meinungsbildung bei.

Menschen mit Informationsgier wollen nicht nur wissen, was passiert, sondern vor allem warum.


Sensationsgier – Jagd nach Reizen

Dem gegenüber steht die Sensationsgier:

  • Emotion statt Erkenntnis – Der Kick zählt, nicht die Substanz.
  • Aufmerksamkeit statt Verständnis – Hauptsache aufregend, egal ob vollständig oder korrekt.
  • Kurzfristige Befriedigung statt langfristiger Orientierung – Ein Moment der Erregung, aber kein Mehrwert.

Die Sensationsgier lebt von Schlagzeilen, Gerüchten und Skandalen. Sie treibt Klickzahlen, aber sie hilft nicht, eine stabile demokratische Debattenkultur aufzubauen.


Verantwortung der Medien

Ob wir Informations- oder Sensationsgier kultivieren, hängt auch von der Presse ab.

  • Faktenbasierte Berichterstattung stärkt die Demokratie, weil sie Bürgerinnen und Bürger befähigt, sich fundiert eine Meinung zu bilden.
  • Clickbait und Meinungsmagazine hingegen verstärken Sensationsgier. Profitgierige Formate, wie beispielsweise die rechtspopulistische Plattform NIUS, arbeiten gezielt mit Zuspitzungen, fragwürdigen Aussagen und emotionalen Triggern. Das schwächt das Vertrauen in Medien und beschädigt die demokratische Kultur.

Warum wir Informationsgier fördern sollten

Gesellschaften brauchen Bürgerinnen und Bürger, die informiert sind – nicht nur erregt. Informationsgier bedeutet, die eigene Neugier in Erkenntnis umzuwandeln und sich nicht mit oberflächlichen Schlagzeilen zufriedenzugeben.

Wir alle können dazu beitragen:

  • bewusst Quellen wählen,
  • Meldungen prüfen,
  • Diskussionen mit Fakten bereichern.

Wenn wir Informationsgier kultivieren, leisten wir einen Beitrag zu einer stärkeren Demokratie – und machen uns unabhängiger von den Mechanismen der Sensationspresse.


Mein Appell: Fördern wir gemeinsam die Informationsgier – in uns selbst, in unserem Umfeld, in den Medien. Nur so wächst das Vertrauen in eine demokratische, faktenbasierte Gesellschaft.