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Steinreich – Gräben und Brücken in der Klemmbaustein-Community

Die Welt der Klemmbausteine ist bunt, vielfältig und voller Möglichkeiten. Sie lädt dazu ein, kreativ zu werden, Geschichten zu erzählen, Architektur im Kleinformat umzusetzen oder einfach den Alltag für ein paar Stunden hinter sich zu lassen. Eigentlich ein perfektes Hobby – eine Spielwiese für Kinder wie Erwachsene, für Fans der großen Marken ebenso wie für jene, die ihre Steine bei alternativen Herstellern finden.

Doch wer in den letzten Jahren einen genaueren Blick in die Community, insbesondere auf YouTube, geworfen hat, stellt fest: Dort, wo eigentlich gemeinsame Leidenschaft verbinden sollte, entstehen tiefe Gräben. Begriffe wie „Farbseuche“ oder „lackgesoffen teuer“ klingen für viele noch wie augenzwinkernde Kritik. Doch schnell schlagen diese Worte um in abwertende, ja sogar feindselige Rhetorik: Da ist von „zurücklassen“ die Rede, von einer vermeintlich besseren Gruppe gegenüber den „anderen“. Die Abgrenzung zwischen AFOLs (Adult Fans of LEGO) und AFOBs (Adult Fans of Bricks) wird durch solche Begriffe nicht nur schärfer – sie wird zu einer Spaltung, die der gesamten Community schadet.

Die Dynamik der Spaltung

Getrieben wird diese Entwicklung nicht selten von einzelnen Kanälen, die durch Polemik und Clickbait eine große Reichweite generieren. Fehlende Objektivität und eine rein monetäre Motivation befeuern den Ton. Wer laut und drastisch urteilt, bekommt Aufmerksamkeit. Wer sachlich bleibt, läuft Gefahr, unterzugehen. Diese Mechanismen sind aus gesellschaftlichen Debatten bekannt – und genau hier liegt die eigentliche Gefahr: Wenn selbst ein kreatives, eigentlich unpolitisches Hobby durch dieselben Dynamiken zerrissen wird, zeigt sich, wie anfällig wir für diese Muster sind.

Doch die Frage muss sein: Wollen wir das wirklich? Wollen wir ein Hobby, das so viele Möglichkeiten zur Entfaltung bietet, durch künstliche Gräben kaputtmachen lassen?

Inklusion statt Ausschluss

Die Community sollte etwas anderes sein: ein Ort der Begegnung, des Austauschs und der Inspiration. Kreative Bautechniken sind faszinierend – keine Frage. Aber sie dürfen nicht zum Maßstab werden, der darüber entscheidet, wer dazugehört und wer nicht. Menschen mit wenig räumlichem Vorstellungsvermögen, Anfängerinnen und Anfänger, Menschen mit Beeinträchtigungen aller Art – sie alle verdienen denselben Platz in der Community.

Klemmbausteine sind ein Werkzeug für Kreativität. Mal entsteht daraus ein eigenes MOC (My Own Creation), mal ein Diorama aus einer offiziellen Serie, mal ein alternativer Hersteller-Bausatz, der eine besondere Nische bedient. Am Ende zählt: Habe ich Freude daran? Weckt es in mir Kreativität? Lässt es mich eintauchen in eine Welt, die nur aus Steinen besteht – und doch so viel mehr erzählt?

Ich selbst baue quer durch die Themen: einen X-Wing als MOC, das LEGO Star Wars „Training auf Dagobah“-Diorama oder den „Eagle 5“ von BlueBrixx. Unterschiedliche Welten, unterschiedliche Hersteller – aber alle haben eines gemeinsam: Sie bereichern mein Hobby, meine Sammlung, meine Freude.

Weniger hassen, mehr Kind sein

Wenn ich Kindern beim Bauen zusehe, merke ich immer wieder, wie frei ihr Denken ist. Da wird ein 1×4-Stein nicht als Baustein gesehen, sondern als Wurm, als Fahrzeug, als Brücke zwischen zwei Welten. Kinder haben die Fähigkeit, das Einfache komplex zu deuten – und im Einfachen das Großartige zu sehen.

Vielleicht ist es genau das, was wir als Erwachsene in der Community wieder lernen sollten: Weniger vergleichen, weniger werten, weniger abgrenzen – und mehr träumen, mehr spielen, mehr miteinander lachen.

Ein Plädoyer für die Gemeinsamkeit

Steinreich sind wir nicht durch Abgrenzung, sondern durch Vielfalt. Die Klemmbaustein-Community kann ein Raum sein, in dem sich alle willkommen fühlen – egal ob LEGO, alternative Hersteller, Anfänger oder Baumeister auf höchstem Niveau. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, dafür zu sorgen, dass diese Community nicht von negativen Stimmen dominiert wird.

Lasst uns Brücken bauen statt Gräben. Denn am Ende ist es doch das, was Klemmbausteine am besten können.


👉 Wie erlebst du die Klemmbaustein-Community?
Spürst du die Spaltung, oder erlebst du mehr Miteinander? Teile gerne deine Gedanken, Erfahrungen und Wünsche in den Kommentaren – vielleicht schaffen wir gemeinsam ein Stück mehr „Baustein-Brücken“!

Steinreich – Ein Versuch zur Versachlichung der LEGO-Premium-Diskussion

Kaum ein Thema bewegt die AFOL-/AFOB-Community seit Jahren so sehr wie die Frage: Ist LEGO noch Premium – oder haben Wettbewerber längst aufgeholt? In Foren, Kommentarspalten und Social Media wird heftig gestritten. Dabei rutschen die Diskussionen schnell ins Schwarz-Weiß: Entweder ist LEGO überteuert und „schon lange nicht mehr das, was es mal war“ – oder Wettbewerber werden reflexartig schlechtgeredet.

Zeit also für einen nüchternen Blick.

Premium heißt: Gesamtpaket statt Einzelaspekt

Premium bemisst sich nicht allein am Preis pro Stein. Entscheidend ist das Gesamtpaket aus Produktqualität, Fertigungstiefe, Ersatzteillogistik, Designaufwand und Markenwert. Genau hier liegt die Stärke von LEGO:

  • Eigene Fertigung in Europa (u. a. Dänemark, Ungarn, Tschechien) mit hoher Kontrolle über Toleranzen und Farbtreue.
  • Ein einzigartiges Ersatzteilsystem mit ca. 30.000 Elementen, die dauerhaft verfügbar sind.
  • Globale Themen- und Lizenzvielfalt, von City über Technic bis zu Star Wars.
  • Aftermarket & Sammlerwert, der vielen Sets eine zweite Wertdimension verleiht.

Kein anderer Hersteller kombiniert alle diese Aspekte in vergleichbarem Umfang.

Kritikpunkte bei LEGO: nicht wegdiskutierbar

Natürlich ist auch LEGO nicht fehlerfrei. Premium-Anspruch bedeutet, sich an Details messen zu lassen. Dazu gehören:

  • Farbabweichungen: Mit dem Test nachhaltigerer Materialien kam es zu sichtbaren Unterschieden innerhalb derselben Farbpalette. Ein reales Problem, das LEGO inzwischen aktiv angeht – aber für Fans zurecht frustrierend war.
  • Sticker statt Drucke: LEGO setzt häufig auf Sticker, um die enorme Teilevielfalt logistisch beherrschbar zu halten. Das sorgt für Flexibilität im Sortiment, wird aber von vielen Fans als Qualitätsabstrich empfunden.

Diese Kritik gehört zur ehrlichen Betrachtung – ohne sie kleinzureden, aber auch ohne sie zum Alleinstellungsmerkmal der Debatte hochzustilisieren.

Wettbewerber im Überblick

  • COBI (Polen): Europäische Fertigung, gute Qualität und spannende Nischen (v. a. historische Militärmodelle). Weniger Teilebreite und globales Lizenzportfolio, aber eine ernstzunehmende Alternative.
  • Mega (Mattel, USA): Starke Lizenzen, jedoch überwiegend ausgelagerte Produktion und weniger Ersatzteillogistik.
  • BlueBrixx (Deutschland): Handelsmodell mit verschiedenen Produzenten, große thematische Vielfalt zu günstigen Preisen. Qualität und Passgenauigkeit schwanken, Ersatzteilservice und Farbkonstanz sind mit LEGO nicht vergleichbar. Trotzdem: BlueBrixx ist in Deutschland zum Kristallisationspunkt der Diskussion geworden.
  • Weitere Anbieter (Oxford, Playmobil etc.): Teilweise hohe Qualität, aber entweder nicht kompatibel (Playmobil) oder nur regional relevant.

Warum Preisvergleiche oft schiefgehen

Der Satz „BlueBrixx ist günstiger“ oder „COBI druckt mehr“ ist für sich genommen richtig – aber nicht vollständig. LEGO trägt Systemkosten, die Wettbewerber in dieser Form nicht haben:

  • Ein permanentes Ersatzteillager von mehreren Zehntausend Elementen.
  • Globale Liefer- und Qualitätsstandards.
  • Marken- und Lizenzaufwand, der Designkosten erheblich erhöht.

Wer Premium beurteilen will, muss diese Faktoren mitdenken.

Fazit: mehr Sachlichkeit, weniger Schwarz-Weiß

Die Wahrheit liegt, wie so oft, in der Mitte. LEGO ist Premium – nicht, weil alles perfekt ist, sondern weil das Unternehmen ein weltweit einzigartiges Gesamtpaket anbietet. Zugleich haben Wettbewerber wie COBI und BlueBrixx ihre Berechtigung und tragen zur Vielfalt des Marktes bei.

Anstatt in Fan-Lager zu verfallen, lohnt es sich, genauer hinzuschauen:

  • Was macht den höheren Preis aus?
  • Welche Kompromisse gehen Wettbewerber ein?
  • Wo liegen die echten Unterschiede?

So wird aus einer hitzigen Grundsatzdiskussion ein sachlicher Dialog – und genau davon profitiert die gesamte Community.

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