In Gesprächen und Diskussionen mit anderen AFOBs und AFOLs höre ich immer wieder die gleiche Klage: „LEGO wird immer teurer.“ Aber stimmt das wirklich? Wenn man die Preise über die Jahrzehnte nüchtern betrachtet und sie inflationsbereinigt, ergibt sich ein überraschend anderes Bild: LEGO ist im Wesentlichen nicht teurer geworden.


Nominal vs. real – der Blick hinter die Zahlen

Natürlich: Wer einen Katalog von 1995 aufschlägt, findet dort Sets für 30 oder 50 DM, während vergleichbare Modelle heute 40 oder 50 Euro kosten. Nominal betrachtet ist das ein kräftiger Preisanstieg. Doch diese Rechnung übersieht den zentralen Faktor: die Inflation.

Geld verliert über die Zeit an Kaufkraft. Ein Set, das 1995 für 100 DM im Regal stand, müsste heute – bei normaler Inflationsentwicklung – grob gerechnet 80 bis 90 Euro kosten, um kaufkraftbereinigt vergleichbar zu sein.


Der Preis pro Teil – erstaunlich stabil

Ein – wenn auch von mir ungern genutzter – Indikator für Preisentwicklung ist der tatsächlich der Preis pro Teil. Analysen zeigen, dass dieser Wert über die letzten 30 Jahre erstaunlich stabil geblieben ist – meist umgerechnet um die 10 Cent pro Element. Manche modernen Sets liegen sogar darunter. Inflationsbereinigt wären Sets also teurer als sie es heute sind.

Das heißt: Wer heute ein großes Set kauft, bekommt häufig mehr Bauteile, mehr Vielfalt und teilweise auch aufwendigere Molds für einen vergleichbaren oder niedrigeren Teilpreis als in den 1990er Jahren.

Ein aktuelles Beispiel aus meiner Sammlung:

  • Der Galaxy Explorer (2022, Jubiläumsedition) hat über 1.200 Teile und kostet rund 100 €. Das ergibt ca. 8 Cent pro Teil.

Warum fühlen sich die Preise dennoch höher an?

Es gibt mehrere Faktoren, die das Gefühl „LEGO wird teurer“ verstärken:

  • Lizenzthemen (z. B. Star Wars, Harry Potter, Marvel) bringen zusätzliche Kosten.
  • Größere Sets mit tausenden Teilen heben die absoluten Summen – auch wenn der Teilpreis stabil bleibt.
  • Komplexere Bauteile und Drucke steigern den Produktionsaufwand, ohne dass dies immer im ppp direkt sichtbar ist.

Hätte LEGO die Inflation „mitgenommen“…

Spannend ist der Umkehrschluss: Wären LEGO-Preise seit den 1990er Jahren konsequent mit der Inflation gestiegen, dann müssten heutige Sets noch teurer sein, als sie tatsächlich sind. Insofern hat LEGO die Inflation nicht voll weitergegeben – sondern die reale Preisentwicklung eher abgeflacht.


Fazit

LEGO ist im Kern nicht überproportional teurer geworden. Im Gegenteil: Wer den Blick auf reale Kaufkraft und Preis pro Teil richtet, sieht, dass die Preisentwicklung seit den 1990er Jahren bemerkenswert konstant ist.

Natürlich gibt es Ausreißer bei Premium- oder Lizenzsets, doch im Durchschnitt bleibt festzuhalten: LEGO liefert nach wie vor ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis.